Freiberger Altertusverein eV

  

Yves Hoffmann/Uwe Richter (Hg.): Denkmale in Sachsen. Stadt Freiberg. Beiträge, Band I. ISBN 3-936784-00-0.

Am 28. November 2002 konnte in einer feierlichen Veranstaltung im Ratssaal des Freiberger Rathauses der erste Band der "Beiträge zur Denkmaltopographie Freiberg" der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Nach fast drei Jahren intensiver Arbeit des Freiberger Altertumsvereins liegt damit das erste greifbare Ergebnis des bislang größten Forschungsprojektes des Vereins vor, das gemeinsam vom Altertumsverein und dem Landesamt für Denkmalpflege herausgegeben wird.

Ohne die großzügige Unterstützung der Robert Bosch Stiftung Stuttgart hätte dieses Projekt nicht in Angriff genommen werden können. Nachdem im Herbst 1999 zunächst die Ziele eines förderfähigen Antrages formuliert worden waren und dieser Zustimmung in Stuttgart gefunden hatte, begannen der Freiberger Altertumsverein e. V. und das Geschwister-Scholl-Gymnasium Freiberg im Januar 2003 mit der Erarbeitung der Denkmaltopographie. Im Unterschied zu den anderen in der Bundesrepublik Deutschland erschienenen Denkmaltopographien sollte in Freiberg von Anfang an ein größeres Augenmerk auf die Auswertung der Ergebnisse gelegt werden. Nicht nur eine mehr oder weniger ausführliche Einleitung sollte den Beschreibungen der Topographie vorangestellt werden, sondern es war an einen Extraband "Beiträge" gedacht worden, für den verschiedene Wissenschaftler bestimmte Aspekte der Bau- und Kunstgeschichte, bzw. der Geschichte näher beleuchten sollten. Geplant waren demnach ein Band mit den auswertenden Aufsätzen und ein Band der eigentlichen Topographie.

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Im Fortgang der Arbeiten zeigte sich jedoch, dass bei einer solchen Begrenzung des Umfanges weder die auswertenden Beiträge angemessenen dargestellt werden können, noch dass die Denkmale selbst in einen einzelnen Band "gepreßt" werden können. Geplant sind nunmehr drei Bände (I - III) "Beiträge zur Denkmaltopographie Freiberg" und ein Band "Denkmaltopographie Freiberg". Letzterer (Band IV) beinhaltet die Altstadt und die Vorstädte.

Der kürzlich vorgelegte ersten Band hat einen Umfang von 425 Seiten, 622 teilweise farbige Abbildungen und 2 Beilagen. In diesem Band legen 17 Personen in 17 Einzelaufsätzen ihre Ergebnisse vor. Zahlreiche historische Fotografien, Grafiken und Pläne, die zu einem großen Teil bislang unpubliziert sind, illustrieren anschaulich die jeweiligen Beiträge.

Nach einem Geleitwort der Oberbürgermeisterin Dr. Uta Rensch, einem Vorwort des im Sommer 2002 in den Ruhestand getretenen Landeskonservators des Landesamtes für Denkmalpflege Prof. Dr. Gerhard Glaser folgen die Vorbemerkungen der beiden Projektleiter Yves Hoffmann und Uwe Richter, in denen das Projekt und das Zustandekommen des ersten Bandes näher erläutert werden. Daran schließen folgende Aufsätze an:

     

 

 

 

Undine Kaden und Ursula Ladwig: Geologie, naturräumliche Lage und Landschaftsstruktur des Freiberger Raumes. S. 1-4:

Hier werden die natürlichen Rahmenbedingungen näher erläutert, die für die Entstehung und Entwicklung der Stadt Freiberg von Belang sind.

 
    

Uwe Richter: Freiberg im Mittelalter. S. 5-45:

In dem Aufsatz wird zunächst ausführlich auf die Entstehung Freibergs eingegangen, wobei die schriftlichen Quellen zur Frühegeschichte in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts einer kritischen Sichtung unterzogen werden. Baulichkeiten aus der Zeit vor dem letzten großen Stadtbrand im Jahr 1484 haben sich nur in geringem Umfang erhalten; diese werden ausführlich vorgestellt, wobei auch auf archäologische Befunde eingegangen wird. Insbesondere das spätromanisch/frühgotische Gebäude Untermarkt 1 verdient besondere Beachtung, da es sich um das repräsentativste erhaltene Gebäude aus dieser Zeit in einer Stadt in Sachsen handelt. Bemerkenswert ist auch das ursprünglich zweigeschossige Haus Pfarrgasse 37, das das älteste dendrochronologisch datierte Bürgerhaus im heutigen Sachsen (um 1250) ist. Seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert bis in das späte Mittelalter war Freiberg aufgrund des Silberbergbaus die bedeutendste Stadt in der Mark Meißen.

 

Ulrich Thiel: Freiberg zwischen 1484 und der Mitte des 17. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung des Baugeschehens. S. 46-75: 

Gemessen an der Bedeutung des Bürgerhausbaus der Spätgotik und Renaissance hätte dieser Beitrag allein einen Band füllen können, haben sich doch in der Stadt etwa 250 Gebäude aus dieser Zeit erhalten! Da dies jedoch nicht möglich war, stellt der Autor die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen näher vor und gibt schließlich einen Abriß zur  baulichen Entwicklung. Dieser Zeitabschnitt soll nach Abschluss des Gesamtprojektes noch einmal ausführlich dargestellt werden. Im Band II werden verschiedene Einzelaspekte dieser Zeit außerdem näher beleuchtet (Wandmalereien, Bauplastik, Dachwerke). Hervorgehoben werden sollen hier nur das älteste überhaupt erhaltene "reine" Sitznischenportal am Gebäude Untermarkt 8, das zwischen 1499 und 1502 errichtet wurde, das Frührenaissancegebäude Obermarkt 17, das der aus Regensburg stammende Patrizier Georg Lißkirchen (Lißkirchner) 1528-31 errichten ließ und das zu den frühesten Renaissance-Bürgerhäusern Mitteldeutschlands gehört und auf die Gebäudegruppe der sogenannten Domherrenhäuser am Untermarkt, die unmittelbar nach dem letzten Stadtbrand in der Zeit zwischen 1487/88 und den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts errichtet wurden. Der relative Bedeutungsverlust der Stadt im Vergleich zu anderen Städten Sachsens lässt sich auch am Hausbestand ablesen: Die Bedeutung Freibergs in dieser Hinsicht beruht nicht so sehr auf überregional bedeutenden Einzelbeispielen, sondern in erster Linie auf der großen Menge der hier erhaltenen Gebäuden der Spätgotik und Renaissance.

 
 

Yves Hoffmann und Uwe Richter: Der bürgerliche Hausbau Freibergs im Barock (1650-1800). S. 76-120:

Im Dreißigjährigen Krieg hatte die Stadt erhebliche Schäden zu verzeichnen, wobei vor allem die Vorstädte fast vollständig zerstört wurden. Der Bedeutungsverlust der Stadt kommt vor allem im 18. Jahrhundert zum Tragen. So erlebte Freiberg zwar im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts mit einer vergleichsweise großen Anzahl an Gebäuden noch einmal einen kleinen Aufschwung, wobei auch die Beteiligung Dresdner Baumeister, wie Wolf Caspar von Klengel oder Johann Georg Starcke wahrscheinlich gemacht werden konnte. Dagegen fallen die Bauleistungen des 18. Jahrhunderts trotz zweier Quartierbrände 1724 und 1728 deutlich zurück.

Yves Hoffmann und Uwe Richter: Die bauliche Entwicklung Freibergs von der Zeit um 1800 bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts. S. 121-136:

In dieser Zeitspanne hinkt Freiberg der allgemeinen Entwicklung deutlich hinterher. Erste klassizistische Bauten entstehen erst nach 1800 und neogotische Architekturen finden sich erst ein halbes Jahrhundert nach deren Auftreten beispielsweise in Dresden. Die lediglich regional wichtigen Baumeister Gustav Adolph Garbe und Eduard Heuchler versuchen mit zumeist geringem Erfolg den Anschluß an die Architekturentwicklung zu halten.

 
 

Gisela-Ruth Engewald: Die bauliche Entwicklung Freibergs von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1914. S. 137-168:

Nach der Mitte des 19. Jahrhunderts setzte auch in Freiberg ein enormer Aufschwung ein, der zum flächenmäßig größten Wachstum der Stadt führte. Aufgrund der starken wirtschaftlichen Ausrichtung auf den Bergbau, der schließlich im Jahr 1913 eingestellt wurde, fällt jedoch das Wachstum im Vergleich etwa mit Chemnitz, Plauen oder Zittau (von Dresden und Leipzig ganz abgesehen) erheblich geringer aus. Nach Anlegung des Bahnhofes im Jahr 1862 und zunächst überwiegend unregulierter Baubauung der entstehenden "Bahnhofsvorstadt" kam es für dieses Gebiet zu ersten Bauregulativen. Der erste bebauungsplan wurde erst 1888 beschlossen. Noch vor dem beginn des 1. Weltkrieges ging der Bauboom zurück. Das Baugeschehen wurde fast ausschließlich von einheimischen Kräften bestimmt; überregional bedeutende Baumeister waren in Freiberg nicht tätig.

Marlis Möller: Bauten des Jugendstiles und des Heimatstiles in Freiberg. S. 169-183:

Erste Jugendstilbauten entstanden im Jahr 1899 in Freiberg. Aus denkmalpflegerischer Sicht von überregionaler Bedeutung ist der Jugendstil-Schutzbau für die Goldene Pforte am Freiberger Dom, der nach Forderungen von Cornelius Gurlitt nicht historistisch gestaltet, sondern in zeitgemäßen Formen ausgeführt wurde.

 
 

Anke Schindler: Die Stadt in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts. S. 184-192:

Zu den wichtigsten Baumeistern der Zeit nach dem 1. Weltkrieg gehörten die beiden Stadtbaumeister Gustav Rieß und Georg Salzmann, sowie der regional bedeutende Döbelner Architekt Werner Retzlaff, der in Freiberg einige seiner Frühwerke schuf. Vor allem das Stadt- und Bezirkskrankenhaus und das Krematorium, beides nach Entwürfen von G. Salzmann errichtet, sind gute Beispiele für die Architektur der Zeit.

Kristin Voßler: Die bauliche Entwicklung Freibergs zwischen 1933 und 1945. S. 193-198:

Herausragendes Beispiel für das Baugeschehen dieser Zeitspanne ist die Siedlung "Am Sonnenrad", die nach einem Entwurf von Georg Salzmann in den Jahren 1935-1938 errichtet wurde und eine Umsetzung der nationalsozialistischen Ideologie in die Architektur zum Ziele hatte (Aufmarschplatz, Fachwerk in Form von Runen, usw.). von Kriegszerstörungen blieb die Stadt weitgehend verschont.

 

 

Christiane Erler: Die bauliche Entwicklung Freibergs in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts: S. 199-207:

Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg sah vor allem einen umfassenden Ausbau der "Hochschulstadt", die bereits in den 30er Jahren begonnen wurde. Gigantomanische, nie umgesetzte Pläne sind ebenso kennzeichnend für das Baugeschehen in der DDR, wie die Schwierigkeiten innerstädtischer Bebauung, die in Freiberg jedoch - trotz mehrfacher Pläne zum Abbruch der Altstadt - insgesamt als vetretbar angesehen werden muß. Zu nachhaltiger Vernachlässigung der Altbausubstanz mit drohenden großflächigen Verlusten infolge von mangelnder Bauunterhaltung kam es erst nach dem in diesem Aufsatz behandelten Zeitabschnitt.

Heinrich Magirius: Sakralbauten in Freiberg. S. 208-241:

Das fast alle der erhaltenen Freiberger Sakralbauten in den letzten Jahren und Jahrzehnten in kleineren Aufsätzen bis hin zu umfangreichen Monographien untersucht worden sind und eine angemessene Darstellung auch hier den Umfang des Bandes gesprengt hätte, wurde in diesem Aufsatz besonders eine Wertung des Bestandes gelegt. Mit der spätromanischen Goldenen Pforte und der Ausstattung der kurfürstlichen Begräbniskapelle finden sich in Freiberg Kunstwerke von internationaler Bedeutung. Das spätgotische Langhaus des Domes und die Barockumbauten der Petrikirche und der Nikolaikirche sind hingegen von Belang für die Architekturentwicklung in Obersachsen.

 
 

Manfred Lawrenz: Die Freiberger Stadtbefestigung. S. 242-259:

Die Freiberger Stadtbefestigung wurde seit dem 13. Jahrhundert immer wieder erneuert, bis sie in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts aufgegeben, zu einer Promenade umgewandelt und teilweise abgebrochen wurde. Während sich jedoch erhebliche Teile der Stadtmauer erhalten haben, so mussten alle 5 Stadttore dem Bebauungsdruck weichen. Diese sind jedoch aufgrund der zahlreichen Zeichnungen und einiger Risse recht gut dokumentiert.

Tim Tepper: Schloss Freudenstein. S. 260-272:

Die Burg Freiberg entstand noch im 12. Jahrhundert, wie anhand eines ergrabenen Bergfriedes aus dieser Zeit belegt werden kann. Mehrere Umbauten in den folgenden Jahrhunderten lassen sich bislang nur ungenügend fassen. Das heutige Bild des seit dem 16. Jahrhundert "Freudenstein" genannten Schlosses rührt von einem grundlegenden Renaissance-Umbau des kurfürstlichen Baumeisters Hans Irmisch aus den Jahren 1566-1577 und Umbauten zum Magazingebäude um 1800 her.

 
 

Frieder Jentsch und Herbert Kaden. Zur Baugeschichte der ältesten Gebäude der TU Bergakademie in Freiberg. S. 273-287:

Die in der Altstadt gelegenen ersten Gebäude der im Jahr 1765 gegründeten Bergakademie Freiberg sind Gegenstand sind Gegenstand dieser Untersuchung. Die komplizierte Baugeschichte des klassizistischen Hauptgebäudes in der Akademiestraße wird anhand wiederaufgefundener Pläne des Architekten Eduard Heuchler genauer beleuchtet. Zahlreiche Um- und Erweiterungsbauten führten zu dem heutigen Komplex, der fast ein ganzes Quartier einnimmt. Etwas entfernt steht das Renaissancegebäude Brennhausgasse 5, das als Laboratorium diente und heute eine Gedenkstätte an Clemens Winkler, den hier wirkenden Entdecker des Elementes Germanium beherbergt.

Heinrich Douffet: Freiberger Vorstädte - Stadtentwicklung außerhalb der Stadtmauern. S. 288-364:


Die heutigen "Vorstädte" Freibergs entstanden nach Anfängen im 15. und 16. Jahrhundert, Zerstörungen im 17. Jahrhundert und nachfolgendem, sich lange Zeit hinziehenden Wiederaufbau nach Abbruch dieser Gebäude vor allem seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Insofern ist dieser ausführliche Aufsatz als eine Ergänzung zu den Aufsätzen über die bauliche Entwicklung der Stadt von um 1850 bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts zu verstehen, wobei der Autor die Entwicklung bis in die unmittelbare Gegenwart berührt. Zahlreiche Pläne belegen hier besonders eindrucksvoll die jeweiligen, (glücklicherweise) oft nicht ausgeführten Planungen.

 
 

Heinrich Douffet: Denkmalpflege in Freiberg - Geschichte und Bewertung. S. 365-399:

Der Autor, selbst jahrzehntelang ehrenamtlicher Denkmalpfleger in Freiberg und als solcher mit den Schwierigkeiten der Erhaltung von Denkmalen zu DDR-Zeiten bestens vertraut, kann anhand von Freiberg einen überaus wichtigen Beitrag zur Denkmalpflege in Sachsen beisteuern. War doch der Freiberger Altertumsverein, der nach seiner Gründung im Jahr 1860 zunächst geradezu ein "Denkmalpflegeverein", der sich um die Erhaltung zahlreicher "Altertümer" in Freiberg und Umgebung verdient gemacht hat. An erster Stelle sind hier die beiden ehemaligen Vorsitzenden des Vereins Heinrich Gerlach und Konrad Knebel sowie der auch als Architekt tätige Zeichenlehrer Eduard Heuchler zu nennen. Ab den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts wurden systematisch Aufmaße und ab 1880 ebenso systematisch Fotografien von Häusern und Details in der Freiberger Altstadt auf Anregung und mit finanzieller Unterstützung des Vereins angefertigt! Aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist besonders auf den Kampf der Freiberger Bürger um die Erhaltung "ihrer" Stadt hinzuweisen. Die Bedrohungen verdeutlicht anschaulich ein Modell der Altstadt nach einem Entwurf von Hermann Henselmann, nach dem diese weitgehend von Neubaublocks beherrscht würde. Bei Umsetzung dieses Projektes hätte sich die Erarbeitung einer Denkmaltopographie Freiberg erübrigt!

Rainer Bruha: Stadtsanierung und Denkmalpflege. S. 400-405:

Anhand ausgesuchter Beispiele innerstädtischer Bebauung verdeutlicht der Autor die Schwierigkeiten, aber auch die Chancen einer Bebauung in einer historischen Altstadt. Geradezu historistische Lösungen, wie die Kopien einiger Gebäude stehen hierbei modernen Lösungen gegenüber.

 
   

 

 

 

 

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